Rum Tasting
Rum-Tasting: Ein sinnliches Abenteuer durch die Welt des Rums
Ein Rum-Tasting ist weit mehr als nur ein gemütliches Beisammensein mit Spirituosen – es ist eine kulinarisch-sensorische Reise durch Geschichte, Geografie, Handwerkskunst und Geschmack. Rum, einst als einfaches Getränk der Seeleute bekannt, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer hochgeschätzten Genuss-Spirituose entwickelt, deren Vielfalt an Aromen und Stilrichtungen Kenner und Neulinge gleichermaßen begeistert. Bei einem Rum-Tasting geht es darum, die feinen Unterschiede verschiedener Sorten zu entdecken, mehr über ihre Herstellung und Herkunft zu lernen und vor allem: mit allen Sinnen zu genießen. Ob in kleinen Gruppen, bei geführten Tastings mit Experten oder in gemütlicher Runde zu Hause – Rum verkosten bedeutet, sich Zeit zu nehmen für einen außergewöhnlichen Genussmoment.
Ein professionell gestaltetes Rum-Tasting beginnt in der Regel mit einer Einführung in die Grundlagen: Was ist Rum überhaupt? Wie wird er hergestellt? Welche Faktoren beeinflussen Geschmack und Qualität? Teilnehmer erfahren, dass Rum aus Zuckerrohr gewonnen wird – genauer gesagt aus Melasse oder Zuckerrohrsaft – und in vielen tropischen und subtropischen Regionen der Welt produziert wird, darunter die Karibik, Mittel- und Südamerika, Teile Afrikas und Asiens. Die Unterschiede beginnen schon beim Rohstoff: Agricole-Rums etwa werden direkt aus Zuckerrohrsaft destilliert, während die meisten anderen Sorten auf Melasse basieren. Auch Gärung, Destillation, Reifung und Lagerung tragen erheblich zur Geschmacksvielfalt bei. So entsteht ein facettenreiches Spektrum von leichten, fruchtigen weißen Rums bis hin zu komplexen, lange gereiften dunklen Rums mit Noten von Vanille, Karamell, Holz und Gewürzen.
Im Verlauf eines Tastings werden mehrere Rums in der Regel pur verkostet – idealerweise in der Reihenfolge von leicht zu schwer, von jung zu alt, von mild zu kräftig. Wichtig ist, dass der Rum dabei mit Respekt behandelt wird: Das Glas sollte die Aromen optimal zur Geltung bringen, z. B. durch die Verwendung eines Nosing-Glases mit verjüngter Öffnung. Vor dem Trinken wird zuerst gerochen: Der Geruch gibt Aufschluss über Frucht-, Holz- oder Gewürznoten und kann bereits Hinweise auf die Art der Lagerung geben. Beim ersten Schluck folgt dann der eigentliche Genussmoment – hier zeigen sich Süße, Säure, Alkoholstärke und Nachhall. Manche Rums offenbaren erst beim zweiten oder dritten Schluck ihr volles Aroma. Zwischen den Proben hilft ein Stück Brot oder Wasser, den Gaumen zu neutralisieren. Wer mag, kann sich Notizen machen oder Punkte vergeben – so bleibt das Geschmackserlebnis auch später nachvollziehbar.
Ein Rum-Tasting kann nicht nur nach Herkunftsländern oder Herstellungsarten gegliedert sein, sondern auch thematisch: etwa „Karibik pur“, „Rums der neuen Welt“, „Premium- und Ultra-Premium-Rums“, „Navy Strength vs. Overproof“ oder sogar „Rum und Schokolade“ bzw. „Rum und Zigarre“. Solche Kombinationen bringen zusätzliche sensorische Reize ins Spiel und eröffnen neue Perspektiven auf bekannte Aromen. Besonders beliebt sind gereifte Rums, die in alten Bourbon-, Sherry- oder Weinfässern gelagert wurden – sie begeistern mit Tiefe, Komplexität und Eleganz. Aber auch weiße Rums, die oft zu Unrecht unterschätzt werden, können bei genauer Betrachtung überraschend vielschichtig sein.
Rumsorten im Überblick: Vielfalt mit Charakter
-
Rum ist nicht gleich Rum – vielmehr handelt es sich um eine der vielfältigsten Spirituosen der Welt. Die Klassifikation erfolgt nicht nur nach Farbe (weiß, golden, braun), sondern auch nach Stil, Herkunft und Herstellungsmethode. Weiße Rums (auch „light“ oder „silver“ genannt) sind meist ungereift oder nur kurz gelagert und werden häufig in Cocktails wie dem Mojito oder Daiquiri verwendet. Sie zeichnen sich durch Leichtigkeit und Frische aus, haben oft florale oder fruchtige Noten und sind meist klar im Geschmack. Goldene Rums reifen meist in Holzfässern und entwickeln dabei eine leicht bernsteinfarbene Tönung sowie mildere, vanillige Aromen. Dunkle Rums schließlich lagern oft viele Jahre in Eichenfässern, was ihnen Tiefe, Süße und würzige Nuancen verleiht – perfekte Vertreter für den puren Genuss.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unterscheidung zwischen Melasse- und Agricole-Rum. Während etwa 90 % des weltweit produzierten Rums aus Melasse hergestellt werden, setzen vor allem Länder wie Martinique, Réunion oder Haiti auf den reinen Zuckerrohrsaft als Ausgangsstoff. Rhum Agricole zeichnet sich durch grasige, fruchtige Noten und eine deutlich erkennbare Herkunft aus – ähnlich wie ein Terroir beim Wein. Auch die Art der Destillation hat Einfluss: Kolonnenbrennanlagen erzeugen meist leichtere, klarere Rums, während Pot-Still-Verfahren zu kräftigeren, komplexeren Destillaten führen. Manche Brennereien setzen auf eine Kombination beider Techniken.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Spezialformen: Spiced Rum etwa ist mit Gewürzen wie Zimt, Vanille oder Nelken aromatisiert und richtet sich oft an Einsteiger oder Liebhaber süßer Spirituosen. Flavored Rums sind zusätzlich mit Fruchtaromen wie Kokosnuss, Ananas oder Mango versetzt. Navy Strength Rums haben einen besonders hohen Alkoholgehalt (oft über 57 % Vol.) und gehen auf die britische Marine zurück, wo hoher Alkoholgehalt als Qualitätsmerkmal galt. Sogenannte Solera-Rums wiederum reifen in einem speziellen Fasssystem, das aus der Sherry-Produktion stammt, und ergeben sehr runde, harmonische Destillate – allerdings ist das Altersangabe-System bei Solera-Rums teils irreführend, da es sich nicht um den tatsächlichen Altersdurchschnitt handelt. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Variationen, die es zu entdecken gilt.
Rum in Deutschland: Von Flensburger Fasslagern zu feinen Tasting-Events
Obwohl Rum historisch eher mit den Tropen verbunden wird, spielt auch Deutschland seit Jahrhunderten eine nicht unerhebliche Rolle in der Geschichte dieser Spirituose. Besonders hervorzuheben ist die Hansestadt Flensburg, die sich im 18. und 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Umschlagsplätze für karibischen Rum in Europa entwickelte. Als Teil des dänischen Königreichs war Flensburg direkt in den transatlantischen Handel eingebunden und importierte große Mengen Melasse aus den Westindischen Inseln. In den Lagerhäusern der Stadt wurde diese Melasse entweder direkt verkauft oder zur Rumproduktion verwendet – meist unter dem Begriff „Verschnitt-Rum“. Dabei wurde hochprozentiger Rum aus der Karibik mit neutralem Alkohol und Wasser versetzt, um einen für den deutschen Markt bezahlbaren Rumstil zu schaffen.
Der sogenannte "Deutsche Rum-Verschnitt" hatte lange Zeit ein eher rustikales Image – auch bedingt durch die Kriegs- und Nachkriegszeit, in der echte karibische Rums schwer zu bekommen waren. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich das Bild gewandelt: Immer mehr deutsche Importeure, Brenner und Connaisseurs entdecken die Qualität und Vielfalt echten Rums neu. In Flensburg lebt die Tradition des Rum-Verschnitts weiter und hat sich von einer Notwendigkeit zu einer Kunst, besonders aromatische Rumsorten herzustellen, weiter entwickelt. Zahlreiche unabhängige Abfüller – wie z. B. Rum Nation, The Rum Cask, Tres Hombres oder Compagnie des Indes – bringen edle Tropfen nach Deutschland und beleben die Szene mit hochwertigen Produkten. Gleichzeitig haben auch viele Fachgeschäfte, Bars und Veranstalter das Potenzial erkannt: Rum-Tastings sind heute fester Bestandteil im Portfolio gehobener Spirituosenhändler und gastronomischer Einrichtungen.
Inzwischen gibt es in Deutschland auch eigene Rum-Messen und -Festivals, wie das „German Rum Festival“ in Berlin, das jährlich tausende Besucher anzieht. Hier treffen Produzenten, Händler und Genießer aufeinander, um sich auszutauschen, Neuheiten zu entdecken und seltene Rums zu probieren. In Hamburg, München oder Frankfurt entstehen regelmäßig neue Tasting-Formate, die sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene ansprechen. Gleichzeitig wächst das Interesse an authentischem Handwerk und fair gehandelten Rums aus unabhängiger Produktion – der Trend geht weg vom industriellen Massenprodukt hin zum nachhaltigen Genuss mit Geschichte.
Rum – Eine Spirituose mit Charakter und Geschichte
Rum-Tastings bieten die perfekte Gelegenheit, die erstaunliche Tiefe und Breite dieser traditionsreichen Spirituose kennenzulernen. Sie verbinden Genuss, Bildung und Geselligkeit auf einzigartige Weise und führen oft zu neuen Lieblingssorten, überraschenden Aromen und interessanten Gesprächen. Die Welt des Rums ist bunt, lebendig und voller Kontraste – von leichten Cocktails bis zu komplexen Genussrums, von karibischer Lebensfreude bis zu deutscher Tasting-Kultur. Wer sich einmal auf dieses Abenteuer einlässt, wird feststellen: Rum ist nicht nur ein Getränk, sondern eine Reise in ferne Länder, in alte Zeiten und in die eigene Sinne.
Besonders in Deutschland erlebt Rum aktuell eine spannende Renaissance – getragen von einer wachsenden Gemeinschaft aus Experten